Vor zwei Wochen war ich im Rahmen eines Klassenausflugs mit meiner Abiturklasse zu Besuch in der Serenissima, in Venedig. Ingesamt war dies meine dritte Italienreise, nach Rom und Florenz im letzten Jahr, und ich muss ehrlich sagen, dass ich es mir nur schwer vorstellen konnte, dass irgendeine Stadt Rom als meine absolute Lieblingsstadt ablösen könnte. Doch Venedig hatte mich vom ersten Moment an in seinen Bann gezogen. Noch nie habe ich Vergleichbares erlebt, noch nie mich in einer Stadt so geborgen, so verstanden gefühlt. Nach dem ersten Tag fiel mir bereits ein wichtiger Faktor dieses Wohlbefindens auf: die Abwesenheit von Autos und sonstigen Krawallmachern. Venedig ist still, Venedig schwebt andächtig über der pastellgrünen Lagune und meditiert mit seinen Besuchern. Diese Stadt lässt einem Raum zum denken, zum leisen diskutieren mit Freunden, sie hat nichts von der Hektik anderer beliebter Reiseziele. Eine Fahrt mit dem Vaporetto ist gemütlich, niemand ist unter Zeitdruck. Chi va piano va sano…
Ich hatte das große Glück den Sonnenaufgang über San Marco mit guten Freunden zu genießen. Dieser Moment ließ Raum und Zeit still stehen, die fast menschenleere San Marco wurde zum Ort eines Geheimnisaustausches, von unserem Sitzplatz aus wurden wir zu stummen Empfängern der ersten Sonnenstrahlen welche die schwarze Perle Italiens an diesem Tage berühren sollten. Dies ist einer der Momente, die sich mir besonders ins Gedächtnis brannten und an die ich heute noch gerne zurückdenke wenn mich der Alltagsstress zu überwältigen droht. In irgendeiner verdrehten Art und Weise fand ich mich auch selbst in dieser Stadt wieder. Verwinkelt und manchmal auf den ersten Blick wie undurchdringlich, ist es doch eigentlich bei genauerem Hinsehen unmöglich sich zu verlaufen. Ja, man könnte fast sagen, sich verlaufen ist lediglich eine natürliche Etappe im Kennenlernprozess dieser Stadt. Ruhe und Langsamkeit sind beides Merkmale Venedigs, doch ebenso auch Tugenden auf die ich viel wert lege. Wer mich kennt, weiß, dass ich sparsam mit Superlativen umgehe, doch ich glaube mit ziemlicher Sicherheit sagen zu können, dass diese 3 Tage in Venedig, die 3 schönsten Tage meines bisherigen Lebens gewesen sind. Selbst nun, 2 Wochen später, hat mich Venedig noch nicht verlassen. Wieder zurück im Alltag, bin ich mir nun doch dieser dunklen Komplizin im Norden Italiens bewusst und manchmal, in Momenten vollkommener Stille, höre ich leise im Hinterkopf, das zärtlich-anmutige Plätschern der geheimnisvollen Lagune.