Portugiesische Vampire und blinde FIFA

Ich mag Fußball und schaue mir auch gerne regelmäßig die internationalen Top Spiele an, doch verfolge ich auch aufmerksam die 1. Liga meiner Heimat Luxemburg die BGL Ligue. Natürlich können wir nicht mit den Vereinen aus den größeren ausländischen Ligen mithalten, doch ist man doch immer mit einer besonderen Begeisterung dabei, wenn der eigene Dorfklub gegen den Erzrivalen spielt. Neulich habe ich jedoch einen Artikel gelesen, der mein luxemburgisches Fußballerherz bluten ließ. Es ging in dem Artikel (den man hier nachlesen kann) um 2 luxemburgische Erstligaklubs, den CS Grevenmacher (der Klub aus meinem Dorf) und die Jeunesse Esch. Beide sind luxemburgische Traditionsklubs und beide stehen momentan kurz vor dem Bankrott. Warum? Wegen eines unnötigen Missverständnisses und einer anscheinend von Blindheit beschlagenen FIFA.

Doch fangen wir von vorne an. Beide Vereine wurden von jeweils der gleichen portugiesischen Anwaltskanzlei angeklagt die 2 (im Fall des CSG) bzw. 3 (im Fall der Jeunesse) Vereine aus Portugal vertritt. Sie verklagt die beiden Vereine auf Ausbildungsentschädigungen in Höhe von 50.000 (CSG) bzw. gar 100.000 (Jeunesse) Euro. Beide Vereine hatten je einen portugiesischen Spieler verpflichtet, für welche die Vereine bei denen sie vorher gespielt hatten nun eine Ausbildungsentschädigung verlangen. Eigentlich ist dies ja auch gerechtfertigt aber nur, wenn es sich beim CSG und der Escher Jeunesse um Profivereine handeln würde. Von der FIFA wird die 1. luxemburgische Liga auch als Profiliga angesehen, doch ist dies ein großes Missverständnis. In der BGL Ligue spielt kein einziger Verein, der komplett aus Profispielern besteht. Die meisten, wie der CSG beispielsweise, bestehen komplett aus Amateuren. Daher bedeuten die Summen von 50.000 bzw. 100.000 Euro, welche für Klubs wie Manchester United oder Real Madrid ohne Probleme zu bezahlen wären, für die luxemburgischen Klubs den unausweichlichen Bankrott.

Nun hat natürlich der luxemburgische Fußballverband, die FLF, bei der FIFA angerufen um das Missverständnis aus der Welt zu räumen. Doch die FIFA scheint sich, wie so oft, herzlich wenig um die kleineren Fußballnationen zu kümmern, da sie die Klage und die Ausbildungsentschädigung als gerechtfertigt und die luxemburgische Liga immer noch als Profiliga ansieht. Dabei würde ein Blick in die Akten der betreffenden Spieler reichen um zu erkennen, dass es sich bei denen unmöglich um Profis gehandelt hat. Der Spieler der beim CSG spielte, verdiente dort 300 Euro im MONAT. Vergleicht man diese Summe mit dem gesetzlichen Mindestlohn in Luxemburg (welcher sich, Stand 1. Januar 2014, auf 1921,03 Euro beläuft), muss einem doch schon klar werden, dass es sich bei diesem Spieler unmöglich um einen Profi handeln kann. Doch hier wird wieder einmal deutlich dass die FIFA kein Fußballverband für jedermann ist, sondern nur für diejenigen die ihnen das Geld in die Taschen spülen.

Was bleibt den luxemburgische Klubs nun übrig? Da die FIFA sich weigert zu helfen, bleibt ihnen nur noch der Gang vor den Internationalen Sportgerichtshof, welcher jedoch mit weiteren Kosten verbunden ist. Da man gegen 2 bzw. 3 Vereine vorgehen muss, fallen auch die Kosten erheblich höher aus. Im Fall des CSG sind das beispielsweise 2 mal 9000 Euro. Geld, das man zwar bei erfolgreichem Spruch zurückbekommen würde, doch läuft der Klub Gefahr während eines möglicherweise langwierigen Prozesses, Bankrott erklären zu müssen. Ein Selbstmordkommando also eigentlich. Der Artikel, den ich am Anfang erwähnt hatte, bringt es ziemlich gut auf den Punkt: „Wie soll ein nebenberuflich geführter Verein gegen die FIFA mit ihren 400 Mitarbeitern ankommen?“

Es ist eine Geschichte, die einen wieder einmal an der Welt in der wir leben zweifeln lässt. Ist es einem nicht einmal mehr erlaubt, größtenteils unkommerziellen Dorffußball zu genießen, nur weil man in Zürich zu beschäftigt mit Geldschefflerei und korrupten Weltmeisterschaftsvergaben ist um mal kurz einen Blick in die weniger pompösen Fußballnationen zu werfen? Welchen Sinn erfüllt ein „Weltverband“ der nur eine Handvoll seiner Mitglieder unterstützt? Ich sehe in dieser Angelegenheit schwarz und muss mich wohl damit abfinden, Abschied zu nehmen von 2 Traditionsvereinen und vor allem von dem Verein meines Heimatdorfes, in dem bereits so viele Mitglieder meiner Familie und heute noch ein paar meiner Freunde und Bekannten spielen. Es ist ein Kampf David gegen Goliath, doch dieses Mal, so scheint es, wird Goliath David zerschmettern.

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