Gedanken zur Vielfalt

Meine schriftstellerische Tätigkeit war schon immer eng verbunden mit meiner Liebe zu Sprachen. Wenn man mich fragt, was ich für das Beste an meinem Heimatland Luxemburg halte, dann ist meine Antwort eindeutig die Mehrsprachigkeit. Neue Sprachen eröffnen einem immer auch neue Welten und in diesem Zusammenhang hatte ich mich entschlossen, neben meinem Studium im Oktober auch einen Sprachkurs an der Universität zu besuchen. Nachdem ich in Luxemburg bereits Deutsch, Französisch, Englisch und Italienisch gelernt hatte, wollte ich mich dieses Mal bewusst in ein ganz anderes Sprachgebiet begeben. Meine Wahl fiel auf den Sprachkurs Bosnisch-Kroatisch-Serbisch, einerseits, weil ich mich seit gut einem Jahr intensiv mit der Balkanregion auseinandersetze und andererseits, weil dieser Kurs den Vorteil hat, dass man mit der dort gelehrten Sprache in gleich vier Ländern (Kroatien, Bosnien, Serbien und Montenegro) mit den Menschen auf ihrer Landesprache interagieren kann. Durch diesen Kurs kam ich dann auch in Kontakt mit einer ganzen Reihe von faszinierenden und sehr sympathischen Menschen, viele mit slawischen Wurzeln und überwiegend Studentinnen der Slavistik. In der Tat war der Kontakt so offen freundlich, dass ich relativ schnell gefragt wurde ob ich keine Lust hätte beim Weihnachtstheater der Fachschaft Slavistik mitzuspielen. „Memento audere semper”: warum nicht?

Dieser Auftritt ereignete sich dann am Donnerstag, den 8. Dezember. Es war ein überaus interessanter und lustiger Abend an dem ich vieles kennenlernen durfte, was mir bisher unbekannt war, so beispielsweise Gebräuche und Lieder der einzelnen Ostländer zur Weihnachtszeit. Es war so schön zu sehen, wie diese doch so unterschiedlichen Kulturen einen gemeinsamen Abend verbrachten und selbst jemanden wie mich, der kein Russisch und für den Moment nur ansatzsweise Kroatisch beherrscht, warmherzig in ihrer Mitte aufnahmen. Ich liebe Vielfalt und dieser Donnerstag Abend hat für mich wieder einmal bewiesen, wie schön ein vereintes Europa, von Westen bis Osten, sein könnte. Wie viel wir miteinander teilen und feiern könnten, wenn wir uns nur gegenseitig eine Chance geben würden. An jede(n) Studierende(n) die/der das hier liest kann ich nur sagen: egal was ihr studiert, traut euch, seid neugierig und besucht doch einmal die Veranstaltungen der Fachschaften Romanistik, Slavistik, Sinologie u.a. sofern es diese bei euch an der Uni gibt. Ihr werdet es sicher nicht bereuen.

Ein ganz besonderer Moment an diesem Abend war aber ein öffentlicher Heiratsantrag. Viel verstanden habe ich nicht, wie so vieles war auch dieser spezielle Augenblick auf Russisch, aber wenn ein Mann auf ein Knie niedersinkt und einen Ring hervorholt ist dies international verständlich. Es ist immer schön zu sehen, dass es noch so etwas wie romantische Liebe gibt. Liebe, die es nicht aushält stumm zu sein, die gehört werden will und sich mit aller Kraft manifestieren will. Zu lieben ist die beste Eigenschaft der Menschen, es ist in diesem kraftvollen Akt wo wir uns selbst begegnen können und es sollte die Grundlage für all unsere Aktionen sein. Denn zu hassen, zu diffamieren und zu fürchten ist einfach, weil diese Verhaltensweisen immer nur anderen Menschen schaden. Lieben aber ist ein ungeheurer Kraftaufwand, jeden Tag aufs Neue, der uns alles abverlangt und uns an die eigenen Grenzen bringt. Lieben ist immer auch leiden, aber eben das eigene Leiden. Während uns der Hass immer wieder zurückwirft, ist es aber dieser schwierige Akt des Liebens der uns weiterbringt. Weiter als wir es uns je vorstellen können.

Das Fazit dieses Erlebnisses? Seid interessiert, seid neugierig. Sprecht nicht über andere Kulturen, sprecht mit ihnen! Traut euch das bisher Fremde zu Wohlbekanntem zu machen und verschließt euch nicht vor der wunderschönen Vielfalt dieser Welt, die uns noch nie so nah war wie heute. 

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