Mensch sein

Es gibt nur wenig im Leben, das mich aus der Ruhe bringt. Ich betrachte mich selbst als größtenteils aufgeschlossen und tolerant. Wahrscheinlich aufgrund dieses Charakters hatte ich schon immer Schwierigkeiten Rassismus, Sexismus, Homophobie, Islamophobie und andere irrationale Hassgefühle zu verstehen. Ich muss zugeben, dass dies manchmal auch dazu führt, dass ich diese gesellschaftlichen Probleme nicht so ernst nehme, wie man es definitiv tun muss. Doch ich bin wie ich bin. Während manche mit großer Motivation gegen diese geistigen Fehlgeburten menschlichen Denkens vorgehen, bleibe ich ganz einfach verständnislos. Diese Perplexität wird oft als Desinteresse oder gar Ignoranz missverstanden, welche ich mir auch selbst gelegentlich vorwerfe. Mir bleibt es unergründlich wie man einen Menschen hassen kann, weil er eine bestimmte Hautfarbe besitzt oder einer bestimmten Kultur angehört. Bei letzterem sowie auch bei jeder Form von Religionshass, bin ich inzwischen der Überzeugung, dass es eng mit mangelndem Verständnis verbunden ist. Menschen haben Angst vor dem Islam, weil nur wenige sich die Zeit nehmen sich mit dieser, meiner Meinung nach, höchst faszinierenden Religion auseinanderzusetzen. Bildung hilft dabei, Angst und Vorurteile abzubauen, dies sind die Lehren der Aufklärung. Ebenfalls bin ich zu der Erkenntnis gelangt, dass zu viele Menschen zu viel Wert auf ihre nationale Herkunft legen. Die Einteilung in Deutsche, Franzosen, Luxemburger, Engländer usw. ist geschichtlich und ethnisch gesehen absurd und verstärkt nur das Gefühl einer gespaltenen Gesellschaft. Die AfD beruft sich ständig auf ein angebliches “deutsches Volk”. Doch “Deutschland” ist in Wahrheit nichts anderes als der Zusammenschluss bunt zusammengewürfelter Völker, die sich erst seit einigen wenigen Jahrhunderten wohl wirklich als “Deutsche” identifizieren. Noch lächerlicher aber sind meine eigenen Landsleute: ein luxemburger Patriot ist eine der traurigsten Gestalten denen man über den Weg laufen kann. Luxemburg wurde 1815 als “Pufferzone” geschaffen, damit Frankreich und Preußen sich nicht ständig in den Haaren liegen würden.

Wer bin ich also dann? Die Antwort ist simpel: ich bin ein Mensch, genau wie 7 Milliarden andere. Zu meinen Freunden zählen Deutsche, Franzosen, Italiener, Goraner, Amerikaner und viele weitere wunderbare Menschen. Ich fühle mich weder überfremdet noch orientierungslos. Ich bin dankbar für die kulturelle Vielfalt, welche diese Menschen in mein Leben bringen. Denn meine Kultur ist die der Menschheit und ich bin Bürger einer großen, vielfältigen Welt.

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