Welche Richtung für die Politik der kommenden Jahre ? Sind wir überhaupt noch zu retten ? Warum wir trotz allem politischen Unsinn dennoch nicht resignieren sollten erklärt C. in einem weiteren seiner Gastbeiträge hier auf just thoughts.
Wo soll das nur hinführen? Diesen Gedanken haben wir eigentlich alle. Warum auch nicht? Man schaltet die Nachrichten an und sieht Krieg und Terror, die auf einmal vor unserer Tür stehen. Man sieht eine Gesellschaft, die in immer mehr Randgruppen zerfällt. Man sieht eine Ungleichheit auf der Welt, die mittlerweile absolut lächerliche Außmaße annimmt. Egal wo man letztendlich hinschaut, die Welt hat eine surreale Absurdität angenommen.
Bevor wir ernst werden, kommt zuerst noch eine Anekdote: denken wir mal ein paar Jahre zurück an die XXIII. Wrestlemania (ja, wirklich). Da sieht man nämlich, wie der Mann, der heute die Kontrolle über das größte Atomwaffenarsenal der Welt, vor laufender Kamera, einem gewissen Vince McMahon den Kopf rasiert. Dieser Herr McMahon ist nicht nur Milliardär und Chef der WWE, sondern auch mit Linda McMahon, der heutigen amerikanischen Mittelstandsministerin verheiratet. Was es nicht für Zufälle gibt!
Beim den brisanten Themen kann man jedoch nicht dauerhaft vom Ernst der Lage ablenken. Wo soll man anfangen? Flüchtlingskrise, Aufstieg der neuen Rechten, Vermögensschere, weltfremde Politiker, Fake News…
Zum Ersten merken wir also, dass Probleme aus allen Ecken der Welt bis zu uns durchsickern können. Wir können uns nicht einfach so in der Festung Europa verstecken, auch wenn der Ruf nach verschlossenen Grenzen laut ist. Jeder Asylsuchende ist eine stille Erinnerung hieran und verkleinert die Distanz zwischen uns und den Brennpunkten.
Jeder Flüchtling ist auch ein stiller Appell an unser Gewissen, weil unsere westlichen Staaten direkt oder indirekt an seinem Leid verantwortlich sind. Die Probleme, vor denen wir uns verstecken, sind letztendlich zum Teil selbstverantwortet, sei es durch vergangene Kriege, aktuelle Waffenexporte, ungleich ausgehandelte Handelsabkommen oder schlichtes Schweigen und Zuschauen.
Wir werden also nicht nur mit unserer Verletzlichkeit, sondern auch mit unserem schlechten Gewissen konfrontiert. Angesichts dieses unangenehmen Zustandes ist es nur menschlich, ihm mit einer gewissen Wut und Verdrängung entgegen zu treten.
Das ist eine mögliche Erklärung dafür, dass politische Parteien das eigentlich schon längst überwundene Übel des Fremdenhasses ausgraben. Man sehnt sich nach der „ach, so guten alten Zeit“, die ein Gefühl der Sicherheit und der Geborgenheit vermittelt. Auch wenn man dafür gewisse Details an politischen Programmen ausklammert, die es einen doch unwohl werden lassen.
Zum Nächsten merken wir, wie sich eine so hoch gepriesene Marktwirtschaft, das goldene Kalb des Wachstums, gegen uns wendet. Der Durchschnittsarbeitnehmer sieht sich mit der absurden Situation konfrontiert, dass er trotz immer weiter steigender Produktivität des Einzelnen seinen Lohn zumindest stagnieren, wenn nicht sogar fallen sieht. Die einzige, logische Schlussfolgerung ist, dass die Arbeitgeber einen immer größer werdenden Teil des Gewinns für sich beanspruchen können.
Man kann also behaupten, das Kapital sitze am längeren Hebel als die Arbeiter. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so bleiben, aber ein entscheidender Faktor muss sich auf die Seite der Benachteiligten stellen, nämlich die Politik. Politik, die sich nicht nur um Wachstum kümmert, die frei vom Einfluss von Lobbyisten ist, die einzig und allein um das Glück der großen Zahl und nicht nur der „Großen“ besorgt ist, könnte dieser Ungleichheit entgegesteuern.
Letztendlich muss man sich jedoch auch noch fragen, wem man in dieser Welt überhaupt noch vertrauen kann, anscheinend kann ja jede Meldung „Fake-News“ sein. Es entwickelt sich plötzlich ein Bewusstsein dafür, dass Medien die Wahl darüber haben, wie sie ein Ereigniss darstellen, welche Ereignisse sie überhaupt verbreiten und sogar, wenn gerade nichts in das Weltbild des Chefredakteurs passt, ob sie nicht einfach zur Fiktion übergehen.
Dieses Bewusstsein nimmt den Leuten das Vertrauen in Institutionen die seit Jahrzehnten und teilweise seit Jahrhunderten die Wahrheit verbreiten sollen. Dieses Grundprinzip der Ehrlichkeit, welches auch ein Grundpfeiler einer Gesellschaft sein muss, verschwindet zusehends.
Allerdings, das einzig Neue an dieser Entwicklung ist das Bewusstsein der Leser, Zuhörer und Zuschauer. Diese Manipulation ist so alt wie der Journalismus selbst und hat sich am Anfang schon aus der Subjektivität heraus entwickelt, die jedes Wort in sich trägt. Jedes Wort beeinflusst die Gedanken und Meinungen eines Lesers. Dass man auch nicht über jedes Ereignis auf der ganzen Welt in 15 Minuten Sendezeit berichten kann, ergibt sich auch schon von selbst. Das heißt, Objektivität ist in Medien einfach nicht möglich und trotzdem ist es erschreckend.
Was bringt das alles jetzt mit sich? Worauf laufen diese verschiedenen Aspekte hinaus? Wir haben Angst. Das ist auch eigentlich verständlich. Wir haben uns zunehmend in einer Blase aus Ignoranz eingeschlossen, die jetzt geplatzt ist. Wir haben uns eingebildet, die Welt würde bloß für uns existieren, ein Planet würde sich um die heimische Stube drehen und das gesellschaftliche Leben wäre so durchsichtlich wie man sich es früher gerne ausgemalt hat.
Die Menschen sind gerade dabei, sich von alten Illusionen zu befreien und sich erneut zu emanzipieren. Der Wille, der diese Veränderungen antreibt, steht allerdings noch immer zwei Hindernissen gegenüber.
Zum Einen, der vorhin genannten Angst. Wenn die Welt aus den Fugen zu geraten scheint, bringt gesellschaftliche und politische Veränderung noch zusätzliche Unsicherheit mit sich, gegen die man sich gerne abschirmt. Man schaut dadurch eher in eine verklärte Vergangenheit, anstatt sich den neu anfallenden Problemen zu stellen.
Hier muss man jedoch mal klarstellen: die Vergangenheit ist unwiederbringlich weg. Der einzige Weg zu einer Verbesserung der Gesamtsituation ist keine Nostalgie, sondern die tägliche Konfrontation mit der Zukunft, die voraussetzt, dass die Wähler und Konsumenten eigenständige Entscheidungen zu ihrem eigenen Wohl fällen und nicht bloß, wie Schafe, der Herde folgen.
Das zweite Hinderniss zu positiver Veränderung ergibt sich auch schon aus diesem Vergleich. Man hat den Eindruck, als seien viele Leute, vor Allem auch zu viele Jugendliche und Studenten, die eigentlich die soziale Sprengkraft bilden sollen, in einem komatösen Zustand der Passivität und Gleichgültigkeit. Das große politische Thema unter jungen Leuten scheint die Legalisierung von Cannabis zu sein, wenn man sich nicht sowieso komplett von der Politik abgewendet und jeden Glauben an Veränderung verloren hat.
Auch hier muss einmal deutlich gesagt werden: wenn man nicht einmal versucht, etwas zu erreichen, kann man nur verlieren. Man kann durch Wahlen und Petitionen die Politik nach seinen Vorstellungen umformen, man muss jedoch darum kämpfen.
Um diese Hindernisse zu überwinden ist eine Rückbesinnung nötig, weil es heute schon fast absurd wirkt, hohe Ansprüche an sich und die Regierenden zu stellen. Das, was fehlt, ist der Glaube an Ideale. Das Ideal des Politikers, der zugunsten des Volkes handelt, das Ideal des Bürgers, der seine Interessen kennt und diese gegen ungerechte Gesetze verteidigt und schließlich das Ideal, des „Erdenbewohners“, das heißt des Individuums, das weiß, dass seine alltäglichen Handlung nicht nur einen Einfluss auf das direkte Umfeld, sondern auf die ganze Welt haben.