Freiwilligendienst#2

Schöne Grüße aus Benin!

Seit über einem Monat bin ich nun hier und die Zeit vergeht rasend schnell. In diesem Monat habe ich unglaublich viel dazugelernt. Ich habe eine andere Kultur kennen-und langsam zu verstehen gelernt, ich habe viele Leute aus unterschiedlichen Verhältnissen getroffen und vor allem, ich habe gelernt, dass “zu Hause” ein Begriff sehr relativer Natur ist. Ich fühle mich sehr wohl hier und ich beginne mich hier zu Hause zu fühlen, denn Heimat ist nicht an einen Ort gebunden, sondern ist ganz stark von der eigenen Einstellung abhängig. Ich will nicht bestreiten, dass ich keine Probleme kannte zu Beginn, im Gegenteil, es war eine sehr schwierige Zeit. Ich kannte und verstand die hiesige Kultur nicht, meine Familie und Freunde fehlten mir, auf der Arbeit gab es nichts zu tun für mich und ich war sehr viel allein. Doch langsam habe ich viele elementare Dinge verstanden, hauptsächlich, dass der Rhythmus hier viel langsamer und weniger auf Leistung ausgerichtet ist als in Europa. Zudem hat die Schule jetzt begonnen, ich habe also eine Aufgabe und inzwischen habe ich viele Leute kennengelernt, was teilweise so vonstatten geht, dass ein Wildfremder mich anspricht und fragt, ob wir mal was zusammen unternehmen können. Es ist mir allerdings auch schon passiert, dass Leute mir einfach so auf der Straße einen Heiratsantrag gemacht haben! Aber es ist nun mal so, dass man hier als weißer Mensch automatisch mit Reichtum assoziert wird und als Schönheitssymbol gilt.

Das ist jedoch das Einzige was mich persönlich betrifft, das mich stört. Allerdings habe ich auch schon andere nicht so schöne Aspekte dieser Welt kennengelernt. So habe ich zum Beispiel eine alte Frau getroffen, die an Lepra litt, Deformationen an Händen und Füßen hatte und nicht einmal genug Geld für die Rückfahrt zu ihrem Dorf besaß, die umgerechnet etwa 30 Cent kostete.Zudem arbeite ich teilweise mit Kindern, die an Buruli Ulkus leiden, eine Hautkrankheit die Lepra sehr ähnlich ist. Diese Kinder müssen teilweise Jahre in der Klinik hier verbringen und die einzige Abwechslung die sie kennen, sind die drei Nachmittage in der Woche die sie im Zentrum verbringen, in dem ich arbeite. Umso glücklicher macht es mich, wenn ich diesen Kindern eine Freude machen kann und sei es nur, mit ihnen mit dem Ball zu spielen. Ich war mir von Anfang an bewusst, dass ich mit meiner Arbeit hier nicht die Welt verändern werde, doch ich habe mich oft gefragt, ob ich hier überhaupt zu etwas nutze bin. Doch ich sage mir, dass ich für jedes Lächeln, das ich diesen Kindern ins Gesicht zaubere, dankbar sein muss und dass jeder kleine Glücksmoment, zu denen ich ihnen verhelfe, meiner Tätigkeit hier einen Sinn gibt.  Ich habe heute Gedächtnistraining mit einem Kind gemacht, das fast keinen Verhalt besitzt. So kann es innerhalb von 2 Minuten zum Beispiel vergessen, was man ihm gerade gesagt hat. Ich habe heute zum ersten Mal mit diesem Kind gearbeitet, doch jeder kleinste Fortschritt, den ich zu bemerken glaubte, hat mich mit Glück erfüllt, da ich endlich das Gefühl hatte, den Menschen hier wirklich zu helfen.

Zum Abschluss möchte ich ein Gedicht mit euch teilen, zu dem ich inspiriert wurde, als ich sah wie eben jenes Kind zum ersten Mal in seinem Leben Seifenblasen in die Luft blies, als wir fertig waren mit dem Training.

 

Bubbles

They are blown into the air

as the material visualisation

of the hopes and dreams

living inside an innocent head

and colouring this interior world.

But getting in contact

with the outside world,

reality`s cruel touch

demonstrates their fragility.

They are shattered

by the ceiling of poverty

and they cannot pass

the wall of borders,

revealing themselves as illusions

and falling to the ground

like raindrops and tears.

But some find their way

into the air,

ready to be transported

across the world

by the winds of Africa.

 

Copyright 2016 Sophie Aduial

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